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Hier ist die detaillierte Zusammenfassung des Videos "Bruder Paulus Terwitte (Frankfurt/M) #netzstimmen: Über Gott und die Welt, Liebe und Katholizismus" mit Zeitstempeln:
(00:01) Der Moderator Oliver Gassmann begrüßt Bruder Paulus Terwitte und erklärt, dass das Interview ungeschnitten und online geführt wird.
(00:36) Bruder Paulus stellt sich als Kapuziner und Ordensbruder vor. Er lebt seit vielen Jahren im Kapuzinerkloster in Frankfurt am Main, an der Hauptwache, und beschreibt das Leben im Kloster mit Gebet, Gemeinschaft und täglichen Gottesdiensten.
(01:08) Bruder Paulus erzählt, dass er in den letzten neun Jahren in Frankfurt lebte, zwischendurch in Offenburg und Würzburg war, und nun als 62-Jähriger auf den Tod zugeht und sich von seinen gesellschaftlichen Rollen verabschiedet.
(01:47) Er spricht darüber, dass er seine Rolle als Oberer abgegeben hat, aber noch Vorsitzender der Franziskus-Treff-Stiftung ist. Diese Stiftung betreibt ein Obdachlosenfrühstück, das vor Corona 180 Gäste empfing, jetzt jedoch aufgrund der Pandemie nur zehn Gäste zulässt.
(02:57) Bruder Paulus diskutiert über die Herausforderung, sich mit 60 von Verantwortungen und Ämtern zurückzuziehen, und über das Memento mori (Erinnerung an die eigene Sterblichkeit), das ihm Kraft für das Hier und Jetzt gibt.
(03:34) Er reflektiert über die Personalsituation der Kirche, die immer schwieriger wird, und betont, dass die jüngeren Generationen diese Herausforderungen bewältigen müssen.
(04:10) Bruder Paulus spricht über das Loslassen und die Notwendigkeit, Dinge loszulassen, bevor es zu spät ist, und vergleicht dies mit schlechten Beispielen von Bauern und Geschäftsleuten, die ihre Betriebe zu spät an die nächste Generation übergeben haben.
(05:10) Er spricht über die Corona-Pandemie und wie sie Menschen gezwungen hat, über ihr Leben und ihre Gewohnheiten nachzudenken. Viele haben ihre Arbeit verloren oder sind in Kurzarbeit, während andere, wie Pflegekräfte, unter erschwerten Bedingungen weiterarbeiten müssen.
(06:30) Bruder Paulus erklärt die Arbeit des Franziskus-Treffs und die Umstellung während der Corona-Pandemie: Die Gäste werden nun in kleineren Gruppen bedient, mit maximal zwölf Personen, die am Tisch Platz nehmen und in 15-Minuten-Schichten bedient werden.
(07:39) Er beschreibt den Ablauf des Obdachlosenfrühstücks und wie die Gäste mit Respekt und als "Experten ihres eigenen Lebens" behandelt werden. Sie werden nicht gefragt, wer sie sind oder woher sie kommen; jeder ist ein Gast, der respektvoll bedient wird.
(08:49) Bruder Paulus hebt hervor, dass Ordnung und Struktur im Franziskus-Treff wichtig sind, und dass die Gäste die Gastfreundschaft sehr schätzen. Auch während der Pandemie wird versucht, die ruhige und respektvolle Atmosphäre aufrechtzuerhalten.
(09:55) Er betont, dass sie nicht da sind, um den Obdachlosen zu helfen, sondern um ihnen einen respektvollen Raum zu bieten. Es geht darum, dass sie sich als Menschen mit Würde fühlen und nicht wie hilfsbedürftige Fälle.
(11:12) Bruder Paulus erklärt, dass jeder obdachlose Mensch in Deutschland gesetzlich das Recht auf eine Unterkunft hat, doch viele nehmen dieses Angebot nicht an, weil die Bedingungen in den staatlichen Einrichtungen oft nicht ihren Wünschen entsprechen (z.B. Schlafsäle mit vielen Betten).
(12:21) Er erläutert den Ablauf, wie Obdachlose ihre Rechte auf Sozialleistungen geltend machen können und wie es bürokratische Hürden gibt, die einige davon abhalten, die angebotene Hilfe anzunehmen.
(14:01) Bruder Paulus beschreibt, wie in Frankfurt rund 2.800 obdachlose Menschen offiziell registriert sind, von denen etwa 400 das staatliche Angebot nicht annehmen. Einige dieser Menschen leben am Flughafen oder in der Innenstadt, andere sind psychisch krank und lehnen jede Hilfe ab.
(15:06) Er hebt hervor, dass das Ziel des Franziskus-Treffs ist, den Menschen die Freiheit zu lassen, ob sie Hilfe annehmen oder nicht. Es geht darum, Geduld zu haben und die Menschen nicht zu drängen, sondern sie zu begleiten.
(17:55) Bruder Paulus beschreibt den Kapuzinerorden und dessen Fokus auf Einfachheit und Demut. Er erklärt, dass die Kapuziner eine Reformbewegung innerhalb des Franziskanerordens sind und oft als „grobschlächtig“ im Vergleich zu den feiner gekleideten Franziskanern gesehen werden.
(19:11) Er betont, dass Kapuziner für ihre bodenständige und direkte Art bekannt sind und dass er den Orden gewählt hat, weil er von den charakterstarken Persönlichkeiten inspiriert war, die der Orden hervorgebracht hat.
(21:42) Bruder Paulus erklärt, dass das Leben im Kloster eine bewusste Entscheidung für ein einfaches, von Gott geführtes Leben ist, und dass dieses Lebensmodell in allen großen Religionen existiert. Es zeigt, dass Liebe und Reichtum nicht von materiellen Dingen abhängen.
(23:29) Er sieht die Familie als eine Lebensform, die genauso wie das Ordensleben eine von Gott geführte Berufung ist. Eltern müssen sich ständig verändern, um sich auf die unerwarteten Entwicklungen ihrer Kinder einzustellen, ähnlich wie es im Kloster passiert.
(25:31) Bruder Paulus reflektiert über die gegenwärtige Krise des Ordenslebens und der Familien. Er sieht den Grund für den Rückgang darin, dass viele Menschen keine Hoffnung mehr in ihren Entscheidungen haben und sich vor langfristigen Verpflichtungen fürchten.
(27:13) Er spricht über die Ehe und erklärt, dass eine erfolgreiche Ehe nicht auf Perfektion beruht, sondern auf der Entscheidung, den anderen Menschen trotz aller Unzulänglichkeiten zu lieben.
(29:19) Bruder Paulus reflektiert über den gesellschaftlichen Trend, alles zu hinterfragen und ständig nach dem persönlichen Glück zu suchen, was zu Stress und einer Abkehr von festen Verpflichtungen führen kann.
(32:27) Er spricht über die Kontroverse um die Corona-bedingten Einschränkungen der Religionsfreiheit und Gottesdienste und stellt die Frage, ob man wirklich in die Kirche gehen muss, um seinen Glauben zu leben, oder ob der Glaube auch zu Hause praktiziert werden kann.
(34:13) Er argumentiert, dass das Versammeln in der Kirche eine physische Ausdrucksform des Glaubens ist und dass es wichtig ist, den Glauben gemeinschaftlich zu leben.
(36:18) Bruder Paulus erklärt, dass die katholische Kirche in Deutschland historisch stark mit der Obrigkeit verbunden war, was zu einer Pflichtteilnahme an Gottesdiensten führte, ähnlich wie früher Kinder sonntags zum McDonald’s gezwungen wurden.
(37:52) Er spricht darüber, dass das Christentum nicht nur in der Kirche, sondern im Alltag gelebt werden sollte, und dass der Glaube das Handeln der Menschen prägen sollte, besonders in schwierigen Zeiten.
(40:16) Er betont die Bedeutung der Eucharistie und dass die Kirche ein "Fitnessstudio des Heiligen Geistes" ist, wo Gläubige ihren Glauben stärken und vertiefen können.
(43:51) Bruder Paulus erklärt, dass die Auferstehung Jesu das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens ist und dass der Glaube an die Auferstehung den Menschen Freiheit und Hoffnung schenkt.
(45:32) Er argumentiert, dass die Gesellschaft dazu neigt, das Streben nach materiellem Wohlstand über alles zu stellen, und dass viele Menschen ihren Wert im Außen suchen, statt in ihrem inneren Glauben.
(50:22) Bruder Paulus sieht trotz der Probleme in der Gesellschaft viel Gutes in den Menschen und lobt die Solidarität, die sich besonders während der Coronakrise gezeigt hat, wie etwa Nachbarschaftshilfe und das Engagement junger Menschen.
(53:34) Zum Abschluss des Interviews diskutiert Bruder Paulus, wie die Coronakrise das Bewusstsein für globale Solidarität und die Bedeutung von Gemeinschaft verstärken kann. Er hofft, dass die Menschen nach der Pandemie achtsamer und bewusster handeln werden.
(55:33) Er betont, dass viele Dinge, die vor der Pandemie als selbstverständlich galten, wie Reisen und Meetings, nun hinterfragt werden, was zu einem bewussteren Umgang mit Ressourcen und Zeit führen könnte.
(57:08) Bruder Paulus hofft, dass sich nach der Pandemie das Denken ändert und die Menschen weniger auf äußere Bestätigung und Konsum fixiert sind, sondern mehr Wert auf echte menschliche Beziehungen legen.
(58:48) Er spricht über die Bedeutung der menschlichen Nähe und dass virtuelle Kommunikation das Persönliche und die emotionale Verbindung niemals vollständig ersetzen kann.
(1:00:15) Zum Abschluss gibt Bruder Paulus einen Segenswunsch und betont, dass wir alle von Gott behütet sind und zu einem guten Ende geführt werden
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