Angeregt von einem Artikel im BT stellt Matthias Kehle die Frage: "Würde Schiller bloggen?"
Mein Kommentar dort wurde etwas länger, deshalb gibt es ihn auch hier. (Korrigiert und erweitert--)
Autoren haben immer neue Medien benutzt. Döblin hat sich sein Radio selbst gebaut. Er war das, was man heute einen 'Geek' nennen würde: Ein Typ, der sich mit 'neuem Medienkram' beschäftigt. Und dessen Sprache sich dadurch verändert hat. Oder gar seine Sicht auf Gesellschaft und Soziales.
Ansonsten gab es ja genug Autoren, die für Zeitschriften und Fugblätter geschrieben haben -- als die Medieninnovation diese billig zur Verfügung stellte. (Wir hätten heute keine Profischriftsteller, hätte es nicht irgendwann im 18. Jahrhundert billigeres Papier gegeben (und die 'erste Pressekrise' Mitte der 90er war... wegen der Papierpreise). Übrigens hätten wir auch keien Hochkultur ohne Massenkultur. Zumindest eine Hochkultur, de nicht zwingend staatstragend ist, so staatstragend wie sie es vor er bürgerlichen Gesellschaft war.)
Hätte es die Beatliteratur gegeben ohne Tonträger und Fotokopierer?
Über die techologischen und medien-sozialen Bedingungen der deutschen Popliteratur sag ich jetzt mal nix, ok?
Was ist mit Bense und den ersten Großrechnern? Hatten er und die "Stuttgarter Schule" nicht großen Anteil an dem, was die Nachfolge der Dadaisten antrat? Auch die Montage ist eine Technologie.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster:
Wer als Kreativer NICHT an der vordersten Technologiefront mitschwimmt (wie z.B. Alban Nikolai Herbst es sehr wohl tut), der wird seiner Gegenwart auch nicht die Finger auf die Wunden der unbeantworteten Epochenfragen legen können (wie Shakespeare es tat).
Schiller hätte gebloggt anstatt zu erzählen, er hätte getwittert annstatt Lyrik zu produzieren und er hätte gepodcastet und Videos zu Youtube gestellt, anstatt Theater zu machen.
Denn damit hätte er sein revolutionäres und freiheitliches Publikum erreicht.
Also dann: IN TYRANNIS und losgebloggt ;)
Mein Kommentar dort wurde etwas länger, deshalb gibt es ihn auch hier. (Korrigiert und erweitert--)
Autoren haben immer neue Medien benutzt. Döblin hat sich sein Radio selbst gebaut. Er war das, was man heute einen 'Geek' nennen würde: Ein Typ, der sich mit 'neuem Medienkram' beschäftigt. Und dessen Sprache sich dadurch verändert hat. Oder gar seine Sicht auf Gesellschaft und Soziales.
Ansonsten gab es ja genug Autoren, die für Zeitschriften und Fugblätter geschrieben haben -- als die Medieninnovation diese billig zur Verfügung stellte. (Wir hätten heute keine Profischriftsteller, hätte es nicht irgendwann im 18. Jahrhundert billigeres Papier gegeben (und die 'erste Pressekrise' Mitte der 90er war... wegen der Papierpreise). Übrigens hätten wir auch keien Hochkultur ohne Massenkultur. Zumindest eine Hochkultur, de nicht zwingend staatstragend ist, so staatstragend wie sie es vor er bürgerlichen Gesellschaft war.)
Hätte es die Beatliteratur gegeben ohne Tonträger und Fotokopierer?
Über die techologischen und medien-sozialen Bedingungen der deutschen Popliteratur sag ich jetzt mal nix, ok?
Was ist mit Bense und den ersten Großrechnern? Hatten er und die "Stuttgarter Schule" nicht großen Anteil an dem, was die Nachfolge der Dadaisten antrat? Auch die Montage ist eine Technologie.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster:
Wer als Kreativer NICHT an der vordersten Technologiefront mitschwimmt (wie z.B. Alban Nikolai Herbst es sehr wohl tut), der wird seiner Gegenwart auch nicht die Finger auf die Wunden der unbeantworteten Epochenfragen legen können (wie Shakespeare es tat).
Schiller hätte gebloggt anstatt zu erzählen, er hätte getwittert annstatt Lyrik zu produzieren und er hätte gepodcastet und Videos zu Youtube gestellt, anstatt Theater zu machen.
Denn damit hätte er sein revolutionäres und freiheitliches Publikum erreicht.
Also dann: IN TYRANNIS und losgebloggt ;)
Kommentare
aber genauso wenig bin ich sicher, ob man wirklich bloggen muss, um der gegenwart die "finger auf die wunde" zu legen dürfen oder "epochenfragen" anzugehen. da gibt es aus allen zeiten mehr als genug gegenbeispiele (übrigens für beide seiten ...)
Ich habe geschrieben, dass relevante "Medienkünstler" (Literatur, Malerei, Bildhauerei, Film etc.) in anderen Epochen immer an "technologischen Fronten" gearbeitet haben. So als These. ;)
Manchmal war das Bühnentechnik, manchmal Erzähltechnik (die in der Regel auf 'avancierten' Theorien von Psyche und Kommunikation beruhte etc.
Und Beispiele, von leuten, dei sozsuagen von der Scheribmaschine zum federkiel zurück sind, hör ich mir gerne an.
(Ich kenn auch Autoren, die heutzutage erste Fassungen von Hand, an der mechanischen oder auf der elektrischen Schreiben. aber irgendwann ist sogar Walser auf den Computer umgestiegen (ca. 1994 +/-). Ich kenn aber auch welche, dei lauen mit Digitalkameras rum und kopieren die Fotos in ihre Manuskripte um sie dann in der 2. oder 3. Fassung dann zu löschen. (Die Fotos.))
Übrigens: Die Dönhoff schrieb ihre Zeitungsartikel mit Bleistift, ihr Nachfolger schon mit Kuli.
Beide hab ich 1997 bei einer Internet-Preiseverleigng gesehen. Da erfuhr ich auch, dass Gräfin Dönhoff sich von einem Stundeten zeigen ließ, was so im Intenet geht.
Aber bitte. beispiele von Künstlern/Autoren, die durch 'technologischen Rückschritt' zu den Repräsentanten ihrer Epoche wurden.
En passant ist eine de ersten, die man als Bloggerin bezeichnen könnte im Deutschen Sprachraum. inzwischen Nobelpreisträgerin.
Stuff happens.
ich glaube, wir reden/schreiben ein wenig aneinander vorbei ;-)
deinen satz "Wer als Kreativer NICHT an der vordersten Technologiefront mitschwimmt (wie z.B. Alban Nikolai Herbst es sehr wohl tut), der wird seiner Gegenwart auch nicht die Finger auf die Wunden der unbeantworteten Epochenfragen legen können (wie Shakespeare es tat)." verstand ich als ziemlich ausschließlich forderung. diese ausschließlichkeit hielt ich für übertrieben. noch zumindest. das kann sich in naher zukunft aber ändern. (ebenso wie am beispiel schillers das erzählen durchs bloggen zu ersetzen. er hätte wahrscheinlich einfach beides gemacht). der punkt wäre doch eher: man sollte das neue wahrnehmen, seine möglichkeiten und grenzen kennenlernen. ob und wie man es dann nutzt, bleibt - letzten endes - eine persönlich, künstlerische entscheidung. das wäre so in kürze mein standpunkt, hoffentlich etwas klarer.
- dem rückschritt wollte ich damit bestimmt nciht das wort reden. sondern eigentlich nur zu bedenken geben, dass relevanz unter umständen auch - ganz oder tlw. unabhängig von medientechnischen aspekten - in "alten" formen/medien passieren kann. gerade wenn es um künstlerische äußerungen geht.
nebenbei: ob man ej wirklich als bloggerin bezeichnen sollte? meiner wahrnehmung eher nicht. da ist das netz eher (alternativer) distributionskanal, kaum mehr. dann würde ich doch eher goetz heranziehen wollen.
[übrigens ist das kommentarfeld hier schmerzhaft klein ...]
b) Goetz? Goetz? ach so, das war diese Webseite, die offline ging, als das Buch rauskam? Oder entsinne ich mich falsch? Das fand schon damals die Netzliteraturfraktion eher irgendwas zwischen peinlich und unamüsant.
c) fb wird halt hm.... blogcensus.de ist wohl jetzt was anderes, muss da mal nachhaken wo die Daten hin sind. Jedenfalls gab es einen Zeitstrahl und da stand sie ganz links -- das war IIRC deutlich vor Rainald Goetz, der da auch vorkommt.
d) habe ich schon absichlich von 'vorderster Techologiefront' gesprochen und nicht von Weblogs' ;) (Und Shkespeare als Beispiel genannt; wobei Technologie da nicht imemr ganz stimmt, aber mir fehlt da grad ein Begriff für den Komplex aus (Medien)Technik, Psychologie und Philosophie. (Zudem hatte Shakespeare ja mit Büchern nix am Hut [iSv "publizieren"], war also 'auch schon' Anti-Gutenberg -> live statt Konserve etc..
Manche Autoren sind tatsächlich vorn beim Einsatz neuer Medien. Die meisten aber nicht - z.B. kenne ich keine fünf Autoren, die eine Textstatistik ihrer eigen Arbeit interessiert. Zudem gibt es allenfalls Ansätze, digitale Medien zur Publikation der Texte einzusetzen - was ihre Entstehung betrifft, ist man kaum über "den Einfluss der Textverarbeitung" oder "das Internet als Recherchemedium" hinaus. Alban ist eine löbliche Ausnahme; und Elfriede ist da - aber nicht netzig. Den Einfluss Benses, der seriellen Computerkunst, auf die Literatur (auch kommende) halte ich für gering.
Vor allem sehe ich kein revolutionäres Publikum, nur eine Fortschrittsfreundlichkeit, die sich in der Nutzung neuer Produkte und Dienstleistungen auslebt. Genug für ein gutes Gefühl (mit den begleitenden Bauchschmerzen ob der Überwachungsmöglichkeiten), z.B. angesichts des Appells gegen Open Access aus dem Literaturbetrieb. Von Schiller selbst kenne ich keinen Versuch, publizistisch über die damals 'legitimen Kultur' hinaus zu gehen.
Es geht voran. Aber die Literatur ist es nicht.
ZU SChiller Also die 'stehende Schaubühne' war ja durchaus eine Medieninnovation gegenüber den doch eher klamaukigen Wanderbühnen. (Wie aich der Film aus dem Jahrmarkt seinen weg zur Kunst fand.)
[Link wegen Spam gedingst. OG]
Ach ich seh, du hast schon. Naja ;)
Merke: Auch zum Spammen braucht es Minimalintelligenz.